Ein Kulturprodukt wird 40: Herzlichen Glückwunsch Sony Walkman

In diesem Jahr 40 geworden: Ganz herzlich gratulieren möchten wir an dieser Stelle dem Sony Walkman zu seinem runden Geburtstag. 1979 kam der Walkman der Firma Sony neu als ein tragbares, batteriebetriebenes Abspielgerät für Kassetten erstmals auf den Markt und erreichte innerhalb kürzester Zeit Kultstatus. Eng verbunden mit dem tragbaren Sony Walkman ist auch die Musik-Kassette, die ebenfalls Kultstatus genießt.

Kassette (cassette) und Walkman (inkl. Kopfhörer) bildeten über zwei Jahrzehnte ein unschlagbares Team und prägten vermutlich die Jugend und den Lifestyle aller, die irgendwann zwischen 1979 und 1999 Teenager waren und Musik hörten.  Viele konnten sich zur damaligen Zeit ein Leben ohne Walkman und Kassetten gar nicht vorstellen. MP3-Player, iPods, USB-Sticks, Bluetooth oder online Musiktauschbörsen im Internet waren noch nicht erfunden. Die Cloud gab es nicht.

So war vor CD-ROM, Mini-Disc, USB-Stick, SD-Karte, Handy, Smartphone und Festplatte die Audio-Kassette das dominierende Speichermedium für Musik. Und um Audio-Kassetten zu hören, steckte man diese in einen Player (Spieler). Dabei war das Speichern bzw. Überspielen von Musik auf Kassette furchtbar kompliziert und aufwändig. Wollte man nicht Musik aus dem Radio aufnehmen, wurde hierfür ein Kassettenspieler mit zwei Decks benötigt. Einer für die Wiedergabe, der andere war der Recorder. Ein Gerät, dessen Lieferung immer mal wieder nur begrenzt möglich war.

Geringe Datenmenge bei Kassetten

Das begann schon bei der Datenmenge: So betrug das Fassungsvermögen, sprich der Speicher einer herkömmlichen Stereo Audio Kassette lediglich 60 min, 90 min oder maximal 120 Minuten (+ meist ein paar Minuten Toleranz). Das entspricht ca. 18, 24 bzw. 30 Songs pro Kassette. Der Preis lag je nach Marke und Angebot zwischen 2 und 5 DM.

Um Aufnahmen zu speichern mussten die Songs mühevoll zusammengetragen werden. Meist war es sinnvoll, sich vorab schon zu überlegen, was man auf der Audio-Kassette haben wollte. Die Übertragung auf das Magnetband der Kassette erfolgte dann in Echtzeit. Fehler in Anordnung oder Auswahl der Musikstücke führten dazu, dass die gesamte Arbeit nochmal gemacht werden musste – im schlimmsten Fall von Anfang an. Und mit jedem Speichervorgang oder einer weiteren Kopie, ging ein Stück Klang-Qualität verloren. Eine Kopie von einer Kopie war qualitativ schon ungenügend – auch auf dem besten Kassettenspieler oder dem besten Walkman. Hochwertige Sound Qualität boten meist nur die neuen Kassetten, die einmalig überspielt wurden, oder gekaufte Kassetten. High resolution Audio bei Kopien gab es in dieser Form jedenfalls nicht.

So wurde mit dem Aufkommen von CD-Brennern ab Mitte der 90er die Kassette sukzessive von der CD und ab Ende der 90er von der MP3 verdrängt. 1998 gesellten sich die ersten portablen MP3-Player neben den Walkman (mittlerweile gab es mehrere Modelle und neue Marken des Walkmans) in den Elektro-Fachgeschäften – und ab dann ging alles sehr schnell.

Die Tatsache, dass sich Kassette und PC nur schlecht miteinander kombinieren lassen, ist vermutlich ein entscheidender Grund, warum das einst so stolze und weit verbreitete Medium aus den Regalen sämtlicher Supermärkte und Elektrofachgeschäften fast gänzlich verschwunden ist. Sony und Maxell zum Beispiel stellen auch heute – 2023 noch Kassetten her. Weiter Hersteller zu finden, wird dann schon schwierig. Und mit den Kassetten verschwand auch der Walkman.

Unterschiedliche Marken bei Musik-Kassetten
Bild: Es gab zahlreiche unterschiedliche Musik-Kassetten. Viele waren gut, manche waren besser. Für manche fand man sehr oft günstige Angebote, andere waren oft vergriffen. In gleichem Maße waren auch unterschiedliche Geräte verfügbar, auf denen Kassetten abgespielt werden konnten.

Heute speichern wir Musik fast nur noch digital. Kassetten (oder auch Schallplatten) und der Walkman (egal welches Modell) sind etwas für Liebhaber geworden. Mehr Daten auf einem kleineren Medium, ein blitzschnelles Zusammenstellen von unterschiedlichen und beliebig vielen Playlists und keinerlei Qualitätsverlust beim Kopieren der Songs: Die Digitalisierung der Musik hat viele Vorteile.

Digitaler Kopierschutz

Einziger Wermutstopfen: Anders als die Kassette können digitale Musik-Dateien mit einem Kopierschutz-Funktion (DRM-Schutz) versehen werden. Besitzer eines Songs mit DRM-Schutz – selbst wenn Sie diesen legal bei z.B. iTunes oder musicload gekauft haben – sind dann nicht in der Lage, Ihren Song auf ein weiteres portables Abspielgerät (MP3-Player, iPod, Apple- bzw. Android Smartphone, USB-Stick etc.) zu kopieren bzw. das Daten-Format zu konvertieren. Eine sehr lästige Maßnahme der Musikindustrie und nicht wenige ärgerten sich beim Versuch den Kopierschutz zu umgehen und die Inhalte zu übertragen grün und blau und sahen dabei schwarz.

Doch auch das war für die meisten Nutzer kein Grund wieder auf Walkman und Kassette umzusteigen. Mit freeTunes beispielsweise, einer seit langem erfolgreichen Software, lässt sich dieser lästige DRM-Schutz völlig legal umgehen – und die Dateien werden auf Wunsch auch gleich in ein anderes Format (MP3, AAC, OGG, WMA oder WAV) umgewandelt – blitzschnell, alles in Serie und mit wenigen Klicks. Nur wer seine Songs danach noch vom PC aus auf eine klassische Musik-Kassette für seinen Walkman bringen möchte – sei es aus Nostalgie oder anlässlich des 40sten Geburtstages – muss hierfür immer noch auf ein “Speicherverfahren” zurückgreifen, das nach wie vor nur in Echtzeit funktioniert.