Müssen wir im Smart Home künftig Datenmüll fegen?

Fernseher mit 4k Auflösung? Das entlockt bereits heute manchem nur noch ein müdes Lächeln. Die Welt der Elektronik und Gadgets scheint in einigen Bereichen mittlerweile wirklich kaum noch Sensationen zu bieten. Wir sind – auch wenn da natürlich noch viele Weiterentwicklungen kommen werden – tatsächlich schon verdammt weit im Gegensatz zum Jahr 2000.

Ganz anders sieht das im Bereich Smart Home aus: Hier dürfen wir bereits in naher Zukunft Innovationen erwarten, die viele mit Sicherheit begeistern und uns auch das Leben erleichtern können. Smart Home ist beispielsweise längst ein festes Standbein der CES in Las Vegas (Webseite der CES: https://www.ces.tech). Und in den kommenden Jahren wird das Thema einige andere Bereiche der Verbraucher-Elektronik garantiert überholen.

Smart Home: Auch Pannen gehören dazu

Wie in allen Bereichen, die mit Big Data spielen, lassen sich auch auf der noch jungen Spielwiese Smart Home Datenpannen natürlich nie ganz ausschließen. Klar, ein bisschen peinlich ist das dann für den jeweiligen Anbieter schon.

Faustformel: je größer oder umstrittener der Konzern, desto größer die Häme. Auch bei Einzelfällen. So wie letztens, als ein Amazon-Kunde einfach mal abfragen wollte, was die Handelsplattform alles an Daten über ihn gespeichert hat. Das geht ganz einfach:

Wer zum Beispiel diesem Link (https://www.amazon.de/hz/mycd/myx/#/home/alexaPrivacy/home) folgt, kann direkt abrufen, was seine Alexa so alles aufgezeichnet hat.

Im hier genannten Fall wollte der User einfach generell mal nachschauen, was Amazon alles über ihn gespeichert hatte. Und prompt bekam er auch ein Datenpaket mit Alexa-Spracheingaben. Dumm nur: Dieser User hatte bis zu diesem Tag noch nie Alexa genutzt. Ein echter Newbie in Sachen Smart Home. Die Daten stammten also von jemand anders. Oh oh…

Ruck zuck ist so ein Verbraucherprofil erstellt

Ein bedauerlicher Einzelfall, wie Amazon im Nachgang glaubhaft machen konnte. Aber dennoch ein schönes Beispiel dafür, wie Big Data und unsere Privatsphäre in der Cloud immer mehr miteinander verschmelzen. Natürlich werden jetzt einige gleich argumentieren: „Hey, ich habe doch nichts zu verbergen!“

Das mag stimmen – und dennoch könnte es zumindest zu klitzekleinen Verzerrungen im eigenen Verbraucherprofil kommen, wenn der 16-jährige Nachwuchs hin und wieder mal mit anderen wissbegierigen Gleichaltrigen unbeaufsichtigt nach abstrusen Produkten sucht… Neugier halt 🙂. Gut, so kommen vielleicht interessante Profile zustande über Menschen, die Bio-Produkte, psychologische Familienratgeber, Reizwäsche und frei verkäufliche Waffen bevorzugen. Noch Fragen?

Aufzeichnungen von Alexa kann man selbst löschen

Hin und wieder scheint es also ganz nützlich zu sein, schon jetzt am Beginn von Smart Home Anwendungen eigene Daten bei allen möglichen Plattformen zu checken und gegebenenfalls auch einfach mal zu löschen. So wie die Spracheingaben bei Alexa. Denn das geht: und zwar ebenfalls unter diesem Link zu Amazon (https://www.amazon.de/hz/mycd/myx/#/home/alexaPrivacy/home).

Womit Amazon hier übrigens ausdrücklich NICHT an den Pranger gestellt werden soll! Dieses Beispiel dient lediglich zur Veranschaulichung dessen, was von uns zwischen echtem Leben und Cloud so alles hängen bleibt.

Und es wird – da muss man kein Hellseher sein – in Zukunft noch viel mehr gespeichert. Smart Home steckt, wenn man es denn anschaulich beschreiben möchte, gerade noch in den Babysöckchen. Ein Fall vor allem für die Oberen Zehntausend, die per App ihre Alarmanlage an der eigenen Villa steuern möchten? Mitnichten!

In einigen Jahren wird es für einen Großteil der Bevölkerung unserer Industrienationen weltweit völlig normal sein, Gegenstände auf Zuruf oder mit dem Smartphone zu steuern: von Multi-Room-Hifi über Haushaltsgeräte bis zur Rollladensteuerung.

Mit Smart Home kommen noch viel mehr Anwendungen – mit und ohne Alexa

Und diese Anwendungen werden ziemlich schnell lernen. Montag, Mittwoch und Donnerstag gehen die Verdunklung um 20 Uhr an, Dienstag immer erst um 22 Uhr und der Rest der Woche bereits 19 Uhr? Nach einem Monat übernimmt die Steuerung das gerne auch automatisch. Seien wir mal ehrlich: Möchte man sich da als Einbrecher nicht am liebsten ins System hacken, einen Besuchstermin am Dienstag gegen 19.30 Uhr vereinbaren und sich mal ungestört in aller Ruhe umschauen?

Wo cloud-basierte Technik arbeitet, werden immer Menschen darauf aus sein, diese auch für ihre Interessen auszunutzen. Genau so funktioniert ja auch die Optimierung von Werbeanzeigen im Internetbrowser, um uns ein – wie es so schön formuliert heißt – ein optimal personalisiertes Erlebnis zu ermöglichen. Natürlich geht es nur um Marketing. Und mancher findet das auch prima.

Internet der Dinge – im Smart Home der Zukunft kommuniziert alles mit allem

Natürlich wird es eine Menge Menschen geben, die es als angenehm empfinden, wenn die Kaffeemaschine, die mit dem Internet der Dinge vernetzt ist, künftig ein kurzes Ping aufs Smartphone schickt, ob sie nicht mal eben 100 neue Kaffeekapseln ordern soll. Und viele werden in regelrechter Verzückung aufgehen, wenn der Kühlschrank gleich danach anmerken wird, dass man doch vermutlich auch Milch braucht. So cool! Irgendwann wird es dann ganz normal sein, dass unsere Küchengeräte einfach nur auf Basis von Algorithmen errechnet haben, dass es eine Parallele gibt in unserem Haushalt zwischen Kaffee- und Milchverbrauch. Latte Macchiato halt.

Und schließlich wird es in unserem Smart Home dann auch normal sein, wenn uns der Wecker an den Montagmorgen erinnert und um 7 Uhr brav die Rollläden hochzieht, unsere Lieblingsplaylist vom Streamingdienst startet und vermutlich auch schon einen leckeren Milchkaffee zubereitet. Während wir uns nicht mehr ärgern müssen, dass wir diesen Wecker gar nicht gestellt haben.

Datenlöschung auf Zuruf? Warum nicht!

Und wenn zur Einkaufsliste von Kaffee und Milch dann auch die Frage kommt, ob man gleich noch Wodka und essbare String-Tangas hinzufügen möchte? Vermutlich ist es dann an der Zeit, mal ein informatives Gespräch mit dem Nachwuchs zu führen. Und vielleicht auch mal den ganzen Datenmüll zu bereinigen, der sich in der Cloud angesammelt hat. Aber auch das wird schon bald sicherlich auf Zuruf möglich sein – wie sich das in einem vernünftigen Smart Home gehört.