Cyber-Angriffe auf Krankenhäuser: Wenn digitale Risiken Leben kosten können
Deutschland steht im digitalen Fadenkreuz. Wie das renommierte Hasso-Plattner-Institut (HPI) warnt, sind vor allem Krankenhäuser zunehmend Ziel von Cyber-Angriffen. Die Folgen: verschobene Operationen, blockierte Versorgung, millionenschwere Schäden – und Patientengefährdung.
Gefährliche Entwicklung: 74 % mehr erfolgreiche Angriffe
Laut aktueller HPI-Auswertung „Alarmsignal Cybersicherheit: Wie verwundbar ist Deutschland wirklich?“ stiegen erfolgreiche Angriffe auf Krankenhäuser zwischen 2020 und 2024 um satte 74 %. Besonders betroffen waren u. a. Kliniken in Ludwigslust und Hagenow (Februar 2025). Diese Zahlen sind kein Ausreißer – sie stehen für einen besorgniserregenden Trend.
Krankenhäuser als leichtes Ziel
Warum Krankenhäuser? Die Digitalisierung der Medizin schreitet voran, doch bei der IT-Sicherheit hinken viele Einrichtungen hinterher. Veraltete Systeme, unklare Zuständigkeiten und mangelnde Notfallpläne machen Kliniken zur leichten Beute für Cyberkriminelle und staatliche Hacker.
Die zwei Gesichter der Angreifer
Laut HPI kommen die Angreifer aus zwei Lagern:
- Cyberkriminelle, die Daten verschlüsseln und Lösegeld fordern.
- Staatliche Akteure, die gezielt Infrastruktur angreifen, um Unsicherheit zu stiften – oft im Rahmen hybrider Kriegsführung.
Hybrider Krieg: Russland im Fokus
Seit Beginn des Ukraine-Krieges beobachtet das HPI einen massiven Anstieg staatlich orchestrierter Angriffe aus Russland. Diese Attacken sind Teil einer geopolitischen Strategie: Der Westen soll durch Cyberangriffe destabilisiert werden. Kliniken sind dabei nur ein Teil des Ziels – auch Banken, Verkehrs- und Energiesysteme sind betroffen.
Konkrete Auswirkungen in Kliniken
Die Konsequenzen erfolgreicher Angriffe sind gravierend:
- Verschobene OPs: Patienten müssen wochenlang warten.
- Ausfall der IT: Wichtige Systeme zur Patientenverwaltung funktionieren nicht mehr.
- Kosten: Die wirtschaftlichen Folgen belaufen sich auf Millionenbeträge.
- Imageverlust: Vertrauen der Bevölkerung leidet.
Professor Christian Dörr (HPI): Schutz wird durchbrochen
Der HPI-Experte für Cybersicherheit, Prof. Christian Dörr, warnt: „Wir sehen, dass Hacker immer besser darin werden, bestehende Schutzmechanismen wie Firewalls zu umgehen. Viele Einrichtungen geraten ins Hintertreffen.“
Was Deutschland jetzt tun muss
Das HPI fordert ein Umdenken bei Bund, Ländern und Kommunen:
- Flächendeckende Sicherheitsmaßnahmen, keine Einzellösungen
- Verbindliche Standards für kritische Infrastrukturen
- Zentrale Zuständigkeiten mit Entscheidungsgewalt
- Bessere Ausbildung und Sensibilisierung des Personals
Fazit: Keine Zeit für digitale Naivität
Cyber-Angriffe auf Krankenhäuser sind kein Science-Fiction-Szenario mehr, sondern bittere Realität. Wer jetzt nicht handelt, riskiert nicht nur Datenverluste, sondern Menschenleben. Sicherheit ist keine Option – sie ist Pflicht.