Wie funktioniert ChatGPT? Einfach erklärt von Turing bis GPT-5

KI ist überall. Ob im Smartphone, bei der Internetsuche oder in kreativen Tools – künstliche Intelligenz prägt unseren Alltag. Spätestens seit ChatGPT im November 2022 öffentlich zugänglich wurde, sprechen nicht mehr nur Expertinnen und Experten über maschinelles Lernen. Doch wie funktioniert ChatGPT eigentlich? In diesem Artikel reisen wir von den theoretischen Grundlagen bei Alan Turing bis zur modernen GPT-5-Architektur – verständlich und ohne Fachchinesisch.

1. Die Idee denkender Maschinen: Der Turing-Test

Der britische Mathematiker Alan Turing stellte 1950 eine Frage, die die KI-Forschung bis heute prägt: „Können Maschinen denken?“. Er schlug den Turing-Test vor, um maschinelle Intelligenz zu messen. Eine Maschine gilt als „intelligent“, wenn ein Mensch im Gespräch nicht erkennt, ob er mit einem Menschen oder einer Maschine spricht. Dieser Test war lange theoretisch – bis Rechenleistung, Datenmengen und Algorithmen groß genug wurden, um ihn realistisch anzugehen.

2. Künstliche Intelligenz = Mustererkennung + Wahrscheinlichkeiten

Im Kern macht KI etwas sehr Menschliches: Sie erkennt Muster und sagt Wahrscheinlichkeiten voraus. Bei ChatGPT bedeutet das: Das Modell „errät“ das wahrscheinlichste nächste Wort, basierend auf allen vorherigen Wörtern. Die „Intelligenz“ steckt in den Milliarden Parametern, die in einem riesigen Trainingsprozess optimiert wurden – ähnlich wie unser Gehirn Synapsen stärkt oder schwächt.

3. Deep Learning & neuronale Netze: Wie Maschinen lernen

Neuronale Netze sind von der Struktur des menschlichen Gehirns inspiriert. Sie bestehen aus Schichten von „Neuronen“, die Signale weiterleiten, verstärken oder abschwächen. Beim Deep Learning gibt es viele dieser Schichten, was komplexe Mustererkennung ermöglicht – von Bildern bis zu Sprache. Maschinen lernen dabei nicht durch Auswendiglernen, sondern durch das ständige Anpassen von Gewichten, um Vorhersagefehler zu minimieren.

4. Der Durchbruch: Transformer und „Attention is all you need“

2017 veröffentlichten Google-Forscher das Paper „Attention is all you need“. Darin beschrieben sie die Transformer-Architektur – der Kern heutiger Sprachmodelle. Transformer nutzen eine sogenannte Self-Attention-Mechanik, um den Kontext eines Wortes in einem Satz zu verstehen. So weiß das Modell, ob „Bank“ eine Sitzgelegenheit oder ein Finanzinstitut meint, abhängig von den umliegenden Wörtern.

5. Von GPT-3.5 zu GPT-5: Die Entwicklung in Sprüngen

  • GPT-3.5 (2022): Erstmals massentauglich, trainiert auf ca. 175 Milliarden Parametern.
  • GPT-4 (2023): Besseres Kontextverständnis, multimodale Eingaben (Text, Bilder), höhere Genauigkeit.
  • GPT-5 (2025): Noch breiteres Wissen, längere Kontextfenster, präzisere Antworten, stärkere Multitasking-Fähigkeit und deutlich verbesserte Steuerbarkeit.

6. Wie lernt ChatGPT wirklich?

Das Training erfolgt in zwei Hauptschritten:

  1. Self-Supervised Learning: Das Modell trainiert, indem es große Mengen Text liest und das nächste Wort vorhersagt – Milliarden Male.
  2. Reinforcement Learning from Human Feedback (RLHF): Menschen bewerten Modellantworten, um Qualität und Sicherheit zu verbessern. Das Modell wird dafür belohnt, gute Antworten zu geben.

7. Ist das wirklich intelligent – oder nur gut kopiert?

ChatGPT versteht nicht wie ein Mensch. Es hat kein Bewusstsein, keine Emotionen und keine echten Absichten. Dennoch kann es so überzeugend kommunizieren, dass es manchmal „menschlich“ wirkt. Das ist kein Zufall – die Trainingsdaten stammen aus Milliarden realer Texte. Das Modell kombiniert diese Informationen zu neuen Antworten, ohne sie wortwörtlich zu kopieren.

8. Fazit: KI als Werkzeug – nicht als Mensch – begreifen

Je besser wir verstehen, wie ChatGPT funktioniert, desto klarer wird: Es ist ein Werkzeug. Ein extrem leistungsfähiges, aber dennoch begrenztes Werkzeug. Wer es gezielt einsetzt – ob für Text, Recherche oder Kreativität – profitiert enorm. Wer es dagegen „menschlich“ macht, läuft Gefahr, sich zu sehr auf eine Maschine zu verlassen.

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Tim Stoepler Technik-Enthusiast mit Herz
Technikliebhaber und Support-Experte bei Engelmann Software. Er schreibt über Windows, IT-Sicherheit und alles, was digital Freude macht. 🙂