Smartphones bestimmen unseren Alltag. Immer. Mehr. Überall starren Menschen aufs Handy. Oftmals auch mitten in Gesprächen mit anderen Menschen. Eine Studie der Uni Bonn hat ermittelt, dass Handy-Nutzer im Durchschnitt pro Tag 88 Mal ihr Smartphone anschalten und Ihr Handy dabei 55 Mal entsperren. Laut einer Befragung des Bundesverbands Digitale Wirtschaft (BVDW) wird das Smartphone von Menschen zwischen 16 und 34 Jahren etwa 80 Minuten am Tag genutzt.
Ob Steve Jobs das geahnt hat, als er im Januar 2008 das iPhone als erstes Smartphone vorgestellt hat? Im September 2018 haben nach einer DPA Meldung Kinder in Hamburg sogar schon gegen die übermäßige Handy-Nutzung ihrer Eltern demonstriert. Frei nach dem Motto: „Spielt mit mir und nicht mit euren Handys!“ Egal ob nur ein flüchtiger Blick auf die Uhr, eine Nachricht, einen Artikel oder auch ein ganzes Video: Immer wenn Eltern dies tun, ist das fürs Kind verlorene Zeit. Kein Wunder, dass sich Söhne und Töchter da beschweren und zu Wort melden – leider aber viel zu selten.
Im Silicon Valley in den USA gibt es sogar die ersten Digital-Detox-Camps, in denen gestresste Menschen lernen wollen und sollen, ohne Smartphone, Handy, Computer und Internet auszukommen. Aber einfach so ohne Nachrichten, ohne Video oder die letzten Ergebnisse vom Sport in der Hosentasche leben? Für immer mehr Menschen ist das gar nicht so einfach…
Richtig ist natürlich auch, dass Menschen immer Angst vor Neuem hatten. Z.B. als der Buchdruck erfunden wurde: Die Eltern hatten Angst, die Kinder würden nur noch in die Bücher starren und sonst nichts anderes mehr machen. Heutzutage wären viele Eltern wahrscheinlich froh, wenn ihre Kinder mal ein Buch lesen und nicht so häufig News auf ihren Telefonen von Apple oder Samsung checken würden! Berücksichtigt werden muss allerdings auch, dass Eltern Ihren Kindern ein Vorbild sein. Kinder schauen sich genau an, was Ihre Eltern machen, die ja nun schon deutlich über 18 sind – und vor allem auch wie. Wie gesagt, immer wieder ständig ein Blick aufs Display, und sei es nur die Uhr oder auch Kommentare von Freunden auf Facebook und Instagram oder schnell auf Youtube ein Video…
Den Wohlstand der Welt kann man übrigens unter anderem an der Entwicklung der Telekommunikation ablesen. Die reichsten Länder der Welt wie z.B. Katar, die Vereinigten Arabischen Emirate, Bahrain, Macao oder Hongkong haben die höchste Handynutzung weltweit. Modernste Technik zur Telekommunikation mit Zugang zum Internet wird dort auch im Jahr 2019 höchste Priorität haben.
Fakt ist: Das Handy und das Internet gehören zu unserem Alltag dazu. Ob aus Vergnügen, Langeweile, Freude an der Technik oder manchmal auch aus Pflicht. Spiele, soziale Netzwerke, Kommunikation, Online-Shopping, Foto & Video auf dem Smartphone – wer greift nicht zum Handy, wenn mal ein ruhiger Moment ist? Leider oft völlig irrational, wie ein Reflex. Kinder, Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen.
Handysucht ist mittlerweile sogar eine anerkannte Krankheit, die zwischen 2% und 3% aller Menschen betrifft. Und immer häufiger sind es Kinder oder das eigene Kind.
Für weniger Smartphone-Stress & gegen Handysucht: Leg doch mal das Handy weg – nicht so einfach, wie man denkt
Also Hand aufs Herz, wer verbringt nicht zu viel Zeit am Handy? Mal eben WhatsApp oder Facebook checken? Aber was ist zu viel und was ist richtig? Eine Stunde pro Tag? Zwei oder gar vier Stunden? Wann ist man süchtig und abhängig vom Handy? Möchten Sie Antworten?
Grundsätzlich wird empfohlen, sich täglich sog. Offline-Zeiten einzurichten: Wann kann man mal einige Zeit auf das Handy ganz verzichten? Viele suchen inzwischen nach Antworten darauf – oft auch im Internet. Einfacher Rat: Nehmen Sie das Handy einmal nicht mit, wenn Sie das Haus verlassen. Eltern dürfen ihre Kinder ruhig dazu auffordern.
Werden Sie sich Ihres Handy-Konsums bewusst und prüfen Sie, wie es Ihnen dabei geht! Vor allem nachts sollten Sie das Handy auszuschalten und es erst recht nicht neben das Bett legen. Es wird übrigens geraten, zwei Stunden vor dem Schlafengehen kein Handy, Tablet oder Computer mehr anzurühren. Denn der Blaulichtanteil in Bildschirmen hemmt die Ausschüttung des Schlafhormons Melatonin. Zudem sind die Augen durch die Nutzung von Handys schnell gereizt, müde oder sogar ausgetrocknet. Besonders übel nehmen es einem die Augen, wenn man ständig in derselben kurzen Entfernung auf den Bildschirm starrt. Häufige Videos oder sogar das Smartphone als Ersatz fürs TV? Eine denkbar schlechte Idee, die sich nur allzu früh durch stärkere Brillengläser rächen dürfte.
Versuchen Sie einen gesunden Umgang mit dem Smartphone zu bekommen! Sie müssen sich ja nicht sofort ein Tasten-Handy anschaffen, um der Handysucht zu entgehen!
Messen Sie mit einer App die Zeit, die Sie pro Tag am Handy verbringen
Überprüfen Sie, wieviel Zeit Sie wirklich pro Tag am Smartphone sitzen. Seit iOS 12 finden Sie eine Übersicht auf jedem Gerät von Apple. Unter den Einstellungen finden Sie den Menüpunkt „Bildschirmzeit“. Es lohnt sich, die Übersicht anzusehen. Erschrecken Sie nicht!
Unter Android gibt es übrigens auch etliche Apps wie „Quality Time“, „AppDetox“ oder „Space“, welche in etwa die gleiche Funktionalität abbilden. Nutzen Sie die Informationen dieser Apps und überlegen Sie sich, ob Sie diesen Konsum wirklich möchten.
Wenn Sie wegen des Handy-Konsums es nicht mehr schaffen, ihre sozialen Kontakte zu pflegen oder zu arbeiten/studieren/zur Schule zu gehen, sollten Sie sich dringend an eine Beratungsstelle für Computer- und Internetsüchtige wenden. Lassen Sie es nicht zum digitalen Burnout kommen! Weniger Smartphone, mehr Qualität im Lebens lautet die kurze Formel. Egal ob als Kinder mit 10, 14 oder 18 Jahren oder als Erwachsene noch viel später. Sagen Sie ja, machen Sie doch einfach mal den Test!
Ein erster Schritt sich selbst zu helfen kann sein, die Apps zu löschen, die Sie am meisten benutzen. Oder einfach mal die online Benachrichtigungen auf Ihrem Handy ausschalten. Wenn Sie auf der Anzeige vom Smartphone keine Information über eine neue WhatsApp erhalten, schauen Sie – vielleicht – auch nicht mehr so häufig nach. Hier macht es oft schon das nicht Wissen. Handysucht bedeutet nicht, sich mal eben ein Video zwischendurch anzusehen. Aber Sie können der Handysucht vorbeugen – für ein besseres Leben.
Lustigerweise gibt es viele Apps, die einer Handysucht vorbeugen sollen. U.a. Apps aus dem Bereich Sport bzw. Gesundheit sind dabei zu nennen. Hinzu kommt, dass diese Apps bei vielen Menschen durchaus beliebt sind.
WhatsApp, Facebook Messenger, Twitter, Instagram, Snapchat, Pokémon Go, Spotify & Co.
Aber wie viele Stunden Konsum pro Tag sind, bitte schön, normal bei den sozialen Medien? Auch das kann nicht pauschal beantwortet werden. Wenn Sie Ihre Kontakte, die Sie über Messenger pflegen, auch im echten Leben pflegen, sollten Sie sich keine Gedanken machen. Allerdings können Sie sich überlegen, ob es sinnvoll ist, mit einer Person eine Stunde hin und her zu schreiben. Wäre es da nicht schöner, sich einfach mal zu treffen oder zu telefonieren? So lassen sich im persönlichen Kontakt News doch viel netter austauschen! Quasi ein Newsletter Face2Face statt surfen im online Shop :-).
Zudem soll eine übermäßige Nutzung von Smartphones, Tablets und Computern im frühen Kindesalter nach Angaben von Augenärzten bei jungen Menschen schneller zu mehr Kurzsichtigkeit führen! In den vergangenen Jahren ist die Anzahl der kurzsichtigen Jugendlichen in Industrieländern insgesamt deutlich gewachsen. In Deutschland liegt die Quote unter jungen Erwachsenen mittlerweile bei fast 50 Prozent. In asiatischen Ländern liegt die Quote derer, die ihr Leben lang eine Brille brauchen, bereits bei über 90 Prozent. Diese Zahlen sind vor allem auf den sehr frühen und intensiven Gebrauch von PCs, Smartphones und Tablets zurückzuführen. Je kleiner das Display, desto mehr strengen sich unsere Augen meist an. Das hat Folgen fürs ganze Leben!
Was fasziniert die Menschen am Smartphone?
Ein Handy bietet einem im Prinzip fast alles an: Gutscheine finden, Musik hören, Spiele spielen, Informationen und Nachrichten, Fotos – zu jedem Thema gibt es eine App und ein Bedürfnis ist auf dem Handy schnell befriedigt. Viele suchen sogar ihren nächsten Partner per App oder nach Produkten, die andere User empfehlen! Gerade bei Spielen gibt es im Laufe der Zeit immer wieder eine große Befriedigung durch Erfolge, zum Beispiel Aufstiege im Level. Das löst im menschlichen Gehirn chemische Prozesse aus und man fühlt sich wohl. Unser Gehirn gewöhnt sich an das Glückshormon Dopamin und möchte immer mehr davon. Eltern sollten wissen: So entsteht eine Sucht. Aber auch ein Video nach dem anderen kann die bei Menschen die Handysucht befeuern.
Übrigens: Es gibt auch schon Apps als Ersatz einer Therapie gegen Handysucht, wie z.B. Hypnobeep. Allerdings kosten diese oftmals hunderte von Euro und Experten zweifeln zumindest den Nutzen an. Aber um der eigenen Gesundheit willen könnte man ja doch mal den Test wagen und einfach versuchen, nicht ständig mit dem Smartphone im Internet zu sein. Los, wer traut sich, wer würde sich zu so einem Experiment melden? Es gibt ein zurück zum Leben!
TV Bericht zum Thema Handysucht
Lust auf mehr Infos zur Handysucht? Hier kommen News aus der Forschung
Mit einer neuen Spezialambulanz für Suchterkrankungen hat die Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden (https://www.uniklinikum-dresden.de/kjp) vor rund einem Jahr ihr Therapieangebot erweitert. Hier finden nicht nur minderjährige Kinder und Jugendliche Hilfe, die ein Suchtproblem mit Drogen, Alkohol oder Glücksspiel haben – es geht auch um Handysucht. Interessanter Ansatz der Dresdner Sucht Therapeuten: Sie gehen davon aus, dass es sich bei zwei Dritteln aller Kinder und Jugendliche bei ihrer Suchtstörung um eine sekundäre Erkrankung handelt. Heißt: Im Spiel sind auch andere kinder- und jugendpsychiatrische Störungen wie die Störung des Sozialverhaltens, ADS bzw. ADHS, eine Traumafolgestörung sowie Depressionen oder auch Ängste.
Wussten Sie, dass 12- bis 25-Jährige in Deutschland im Schnitt täglich rund drei Stunden online sind? Am Wochenende sind es im Schnitt vier Stunden. Und das ist noch nicht die Gruppe derjenigen Kinder und Jugendlichen, die ein problematisches Handyverhalten haben! Diese sind deutlich länger am PC oder am Handy unterwegs. Und wo bleibt der Kontakt mit anderen Kindern? Wer seinen Kindern bei einem sinnvollen Umgang mit Computer und Smartphone eine Hilfe sein möchte, kann sich gemeinsam mit dem Nachwuchs Zeit nehmen, der Handysucht ein Ende setzen und bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung informieren, wo Experten manch nützliche Details empfehlen: https://www.ins-netz-gehen.de
Mit der Menthal App für Android Handysucht erkennen
Kann eine App vor Handysucht warnen? Das Projekt Menthal der Universität Bonn möchte dieses Ziel erreichen. Die Ergebnisse von Studien im Vorfeld der App-Veröffentlichung hatten bereits zu denken gegeben. Demnach griffen durchnittliche Nutzer alle zwölf Minuten zum Smartphone und aktivierten es so rund 80 Mal pro Tag. Mit sozialen Netzwerken wie Facebook oder Whattsapp, (oft stundenlangen) Spielen und weiterer Nutzung kamen so teils viele Stunden am Tag zusammen. Das ist eine Menge Zeit. Telefoniert wurde mit dem Handy im Schnitt jedoch gerade mal rund 8 Minuten täglich.
Noch Fragen? Nach Einschätzung der Bonner Forscher kann übermäßiger Handykonsum dazu führen, dass man tägliche Aufgaben und das soziale Umfeld vernachlässigen. Und bei Nichtnutzung des Handys könne es sogar zu Entzugserscheinungen kommen. Mit der App Menthal soll nicht nur der Frage nach Handysucht nachgegangen werden, sondern auch ein Zusammenhang zwischen zu viel Handynutzung und Depressionen erforscht werden. Menthal gibt es noch nicht für IOS und ist derzeit nur für Android Smartphones erhältlich: https://menthal.org
Einfach mal abschalten: oft gar nicht so einfach
„Einfach mal abschalten“ empfehlen die Forscher vom IfADo – Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund (https://www.ifado.de/blog/2018/12/06/einfach-mal-abschalten-die-schnelle-erholung-zwischendurch/). Und damit meinen sie durchaus auch das Smartphone. Viele tun sich damit aber gerade auch im beruflichen Bereich schwer und lesen auch nach Feierabend noch dienstliche E-Mails oder telefonieren mit Kollegen und mit Vorgesetzten. Dabei wäre es so viel sinnvoller, die freie Zeit mit sinnvollen Aktivitäten zu verbringen statt mit der Handysucht – zum Beispiel beim Sport oder mit Freunden, empfehlen die Wissenschaftler.
Berufliche Handysucht: Wer immer erreichbar ist, belastet die Partnerschaft
Immer erreichbar sein – auch das kann eine Art Handysucht sein. Wie eine aktuelle Studie der Hans-Böckler-Stiftung ergeben hat (https://www.boeckler.de/pdf/p_wsi_wp_210.pdf), leidet die Beziehung merklich darunter, wenn man beruflich immer erreichbar sein will oder muss. Laut Studienergebnissen beschäftigt sich rund ein Drittel (36 Prozent) der leitenden Angestellten auch in der Freizeit mit geschäftlicher Kommunikation, bei einfachen Arbeitern sind es sogar 38 Prozent. Fast jeder Fünfte aus beiden Gruppen sagt, dass er sich dazu verpflichtet fühlt, immer on zu sein – oder dazu sogar vom Chef verdonnert wird.
Dass uns der Anspruch immer mobil erreichbar zu sein, darüber auch gesundheitlich belastet, haben die Arbeitspsychologen vom IfADo herausgefunden (https://www.ifado.de/blog/2018/08/30/smartphone/). Die Folge durch berufliche Handysucht: starke Erschöpfung.