Deep Web: Wie funktioniert der Zugang zum Darknet?

Google & Bing wissen fast alles. Warum nur „fast“? Mit einem Marktanteil von rund 92% ist Google bei den Suchmaschinen der Platzhirsch, Bing mit rund 3% deutlich abgeschlagen auf Platz 2, aber immerhin deutlich vor weiteren Kandidaten. Beide Suchmaschinen erfassen all Ihre Daten automatisiert und sind für immerhin für rund 95% der Weltbevölkerung die Startseite ins Internet.

Alles was dort auf den ersten Seiten auftaucht ist sichtbar im Internet und wird von den Usern angeklickt. Alles andere wird ignoriert. Aber selbst alle von Google & Co. gesammelten Ergebnisse sind nicht vollständig. Wieviel Prozent des Internets nicht von Suchmaschinen indexiert sind, ist nicht bekannt. Zudem ist es recht einfach, eine Webseite vor Google & Co. zu verbergen.

Was versteht man unter dem Deep Web?

Alles was von Suchmaschinen nicht erfasst wird, nennt man „Deep Web“. Und dann gibt es noch einen speziell verschlüsselten Bereich im Netz, das sogenannten Darknet. Das übrigens nicht nur illegalen Zwecken dient. Technisch gesehen ist das Darknet also Teil des Deep Web. Es wird auch teilweise als „Hidden Web“ bezeichnet, teilweise werden die Wörter Darknet und Deep Web auch einfach synonym gebraucht.

Ist das Darknet verboten?

Nein, das Darknet ist nicht verboten. Im Gegenteil: Das Darknet ist eine der letzten Bastionen der freien Meinungsäußerung, das Netzwerk wird daher auch weltweit von Journalisten, von Menschenrechtsorganisationen, Regimekritikern und unterdrückten Minderheiten genutzt. Und ist allerdings gleichzeitig leider auch Tummelplatz für Kriminelle.

Das Darknet ist ein Netzwerk ohne Zensur und Überwachung – mit all seinen Vor- und Nachteilen. Z.B. haben einige Zeitungen wie die New York Times eigene Seiten im Darknet eingerichtet, damit Informanten anonymisiert vertrauliche Informationen übermitteln können.

Bekannte IT-Journalisten wie Mike Tigas haben im Darknet übrigens eine eigene Homepage – die es jedoch auch „im normalen“ Internet gibt.

Was und wo ist das Darknet?

Wie komme ich ins Darknet? Ist das Darknet verboten? – Das sind wohl die üblichen Fragen im Zusammenhang mit diesem Teil des Internets. Das Darknet setzt auf die gleichen Teile des Internets, die auch alle anderen Internetdienste nutzen: Webseiten, E-Mail und Filesharing. All das ist ebenso wie der restliche Teil des Internets frei verfügbar – man muss nur wissen, wie man da hinkommt und wo man suchen muss.

Wer im Darknet surfen möchte, benötigt erst einmal einen anonymen Zugang zum Tor-Netzwerk. Tor ist ursprünglich eine Abkürzung für „The Onion Router“ und ist ein Netzwerk zur Anonymisierung von Verbindungsdaten, welches es etwa seit dem Jahr 2002 gibt und maßgeblich von Studenten der Universität Cambridge entwickelt wurde. Das Wort „Onion“ (englisch für „Zwiebel“) werden Sie im weiteren Artikel übrigens noch mehrmals lesen können.

Das Wort Onion bzw. Zwiebel ist ein Verweis auf die verschiedenen Schichten, welche die Daten auf dem Weg vom User zur Webseite durchdringen müssen: Es ist immer eine ganze Reihe von Servern in die jeweilige Verbindung zwischen User und Server involviert, um eine größtmögliche Anonymität herzustellen. Derzeit nutzen übrigens jeden Tag etwa 2 Millionen Menschen das Tor-Netzwerk.

Zum technischen Hintergrund des Tor-Netzwerkes: Wer im „normalen“ Internet z.B. bei Google sucht, wird mit der eigenen IP-Adresse direkt mit Google verbunden. Im Tor-Netzwerk stehen zwischen der eigenen IP und der Webseite die besucht werden soll, noch mindestens drei weitere Server (sogenannten Knoten oder in Englisch ein „Node“) und es ist daher nicht nachvollziehbar, woher der Besucher kommt. Der Quellcode auf dem das Darknet basiert ist übrigens Open Source und für jedermann einsehbar. Wer möchte, kann sich auch aktiv beteiligen und einen eigenen Server zur Verfügung stellen, der dann als anonymer Knotenpunkt im Darkweb bzw. im Tor-Netzwerk fungiert. Es ist natürlich auch möglich, eigene Seiten ins Darknet zu stellen.

Was ist ein Tor Browser?

Der Tor Browser ist eine spezielle Version von Firefox, welche automatisch das Tor-Netzwerk als Zugangspunkt zum Internet wählt. Der Tor Browser ist übrigens auch in unserer Windows kompatiblen Software Cyber Shield enthalten!

Auch für andere Betriebssysteme und Ihr Handy gibt es Lösungen für Darknet Browser zum Download, z.B. den „Tor Browser“ für MacOS, den „Onion Browser“ für iPhone & iPad und Orfox, Orbot bzw. „Tor Browser“ – alle für Android. Die größte Auswahl hat man wohl als User eines Gerätes unter Android.

Eine kostenlose Version des Tor Browsers u.a. für Windows gibt es auf der Website des Tor Projects zum Download: https://www.torproject.org/projects/torbrowser.html.en

Wir empfehlen aber die Version in unserer Software Cyber Shield, weil der Tor Browser in dieser Version zusätzlich doppelt abgesichert ist und kein Zugriff auf Ihren Rechner erfolgen kann!

Darknet: Bitte vorsichtig!

Wie überall im Leben sollte man auch im Darknet eine gesunde Portion Skepsis mitbringen. Wo keine Zensur oder Überwachung möglich ist, finden sich auch einen Haufen zwielichtiger Gestalten. Aber es gibt ja nicht nur Handelsplätze für Drogenhandel oder Waffengeschäfte! Darknet-Kaufhäuser zu besuchen ist also vielleicht nicht die beste Idee.

Ihre persönlichen Daten sollten Sie auch nirgendwo angeben und selbsterstellte Bilder & Videos auch nirgendwo hochladen. Downloads aus dem Darknet sind potenziell gefährlich und Sie sollten im Darknet einfach nichts kaufen. Tun Sie sich selbst den Gefallen.

Glauben und vertrauen Sie beim Surfen einfach niemandem im Darknet! Denken Sie daran: Auch die anderen User sind anonym! Teilweise wird sogar angeraten, die eigene Webcam abzukleben, wenn man sich im Darknet bewegt. Das dürfte aber etwas zu paranoid sein.

Wir hoffen wir haben Ihnen jetzt keine Angst gemacht? Aber etwas Vorsicht kann gerade beim Surfen im Darknet nicht schaden!

Wegweiser durch das Darknet

Im Darknet gibt es keine der üblichen Domains mit den Endungen .de, .com oder ähnlichem. Die im Darknet verwendete Endung lautet .onion

  • Die beliebteste Seite im Darkweb ist wohl Onion-Version von Facebook. Über diese Seite kann Facebook anonym genutzt werden, ohne Angst vor Tracking zu haben. Dieser Service ist auch die einzige Option für Menschen aus Ländern wie China, Iran oder einigen afrikanischen Staaten, in denen Facebook zensiert und gesperrt ist. Die Adresse lautet: https://www.facebookcorewwwi.onion/

Viele Webseiten im Darknet bleiben nicht sonderlich lange online. Deswegen gibt es im Darknet – wie im restlichen Internet – auch Suchmaschinen und mehr oder weniger aktuelle Linklisten.

Der Platzhirsch bei den Suchmaschinen im Darknet war lange Zeit Grams. Quasi das Google des Darknets. Mit Grams war es möglich, das Darknet zu durchsuchen – und sah auch noch recht ähnlich aus. Wobei Grams nicht von sich aus aktiv das Darknet durchsuchte, sondern eine Webseite bei Grams immer erst angemeldet werden musste. Grams ist aber seit einigen Monaten von der Bildfläche verschwunden.

Und wundern Sie sich nicht: Die Webseiten und Linkportale im Darknet erinnern an Webseiten aus den 90er Jahren des letzten Jahrtausends. Im Darknet kann also leicht nostalgische Stimmung aufkommen. 😊

  • Selbstverständlich gibt es im Darknet auch E-Mail! Ein Anbieter ist z.B. TorBox, bei dem man kostenlos ein anonymes Konto einrichten kann. Allerdings kann man damit auch nur innerhalb des Darknets E-Mails versenden und empfangen. Zu erreichen ist der Service unter der Adresse http://torbox3uiot6wchz.onion/
  • Möchten Sie Geldtransfers im Darknet ausführen, müssen Sie Dienste wie OnionWallet suchen. OnionWallet & Co. agieren ähnlich wie PayPal und gleichen einer digitalen Geldbörse. Der Link zur Spardose für Bitcoins lautet http://aewfdl3tyohbcenp.onion/
  • Eine Alternativ ist z.B. EasyCoin, das Angebot gibt es auch auf Deutsch: http://ts4cwattzgsiitv7.onion/

Wir wünschen viel Spaß auf Ihrer Erkundungsreise ins Darknet. Aber man kann es nicht oft genug sagen: Seien Sie vorsichtig dabei!!